Bürokratiewahnsinn

Wegen Behörde: PKA wirft PTA-Ausbildung hin

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Berlin -

Eigentlich wollte der 25-jährige Tristan* aus Russland sich gerne weiterbilden. Nach seiner Ausbildung zum PKA in Deutschland wollte er noch mehr Aufgaben und Verantwortung in der Apothke übernehmen. Motiviert und mit der Unterstützung seiner Tante, selber Apothekerin, bewarb er sich bei einer PTA-Schule und meldete Teilzeitarbeit an. Seitdem wartet er auf Bewilligung. Als auch nach Ostern noch nichts vorlag, schmiss er entmutigt hin.

Bei all den Nachrichten über fehlende Fachkräfte sollte man doch meinen, dass Deutschland junge Menschen aus dem Ausland, die hier ihre Ausbildung machen und arbeiten wollen, mit offenen Armen empfängt. Doch Tristan hat ganz andere Erfahrungen gemacht, seit er vor vier Jahren in den Betrieb seiner Tante Alina Kuppert, die Sant-Ambrogio-Apotheke in Oppenheim, kam.

Wie viele andere Apotheker:innen auch, sucht sie dringend nach Mitarbeiter:innen. Tristan bekam ein Visum und auch die Arbeitserlaubnis, um hinterher Vollzeit eingesetzt werden zu können. Auch Deutsch lernte er während der Ausbildung mit der Unterstützung seiner Tante. Schon während seiner Ausbildung beklagt Tristan die langen Wartezeiten und die vielen bürokratischen Hürden. Als er den Betrieb wechseln wollte, habe sich das Amt mehrere Monate Zeit gelassen, ihm den Wechsel zu genehmigen. Er beendete seine Ausbildung zum PKA erfolgreich und arbeitete erst einmal ein Jahr Vollzeit in seinem zweiten Ausbildungsbetrieb. Doch zukünftig wollte der 25-Jährige noch mehr Aufgaben übernehmen.

Vom PKA zum PTA

Im vergangenen Jahr entschied er, eine Zweitausbildung zum PTA anzufangen. Seine Tante begrüßte den Schritt, schließlich sind PTA händeringend gesuchte Fachkräfte – auch in ihrer Apotheke. Tristan suchte sich eine Berufsschule, bewarb sich und bekam einen Platz angeboten. Um in die Schule gehen zu können und gleichzeitig nicht um seinen Unterhalt fürchten zu müssen, zog er zu seiner Tante und begann Teilzeit bei ihr zu arbeiten. Das Schuljahr begann im September, drei Monate vorher stellte er einen Antrag bei der Behörde – und wartet immer noch auf Antwort.

Tristan hat sich nach Ostern von der Schule abgemeldet. „Es ist jetzt April und ich habe immer noch keine Genehmigung erhalten", sagte er entmutigt. „Das hat mich ein halbes Jahr meines Lebens gekostet." Er plant nun, sich wieder um eine Vollzeitstelle als PKA zu bewerben. Für die langen Bearbeitungszeiten und die vielen bürokratischen Hürden hat er kein Verständnis. Außerdem kritisiert er die fehlende finanzielle Unterstützung bei der PTA-Ausbildung, schließlich ist hier nicht einmal ein Ausbildungsgehalt vorgesehen.

Förderung und schnelle Bearbeitung

Auch seine Tante ist fassungslos: „Da ist ein junger Mann, der hier arbeitet und Steuern zahlt, der sich in einem Beruf weiterbilden und arbeiten möchte, in dem wir dringend Menschen suchen, und dann legt man dem auch noch Steine in den Weg.“ Schließlich werden gerade PTA gesucht. Die Zahl ist sogar rückläufig. Ihr Appell an die Politik ist klar: Junge Menschen, die dringend benötigte Jobs lernen wollen, müssen gefördert und schnell bearbeitet werden.

* Name von der Redaktion gändert

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